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Magenbypass Erfahrungsberichte

Eine Magenbypass-Operation ist ein aufwendiger Eingriff und sollte immer gut überlegt sein. Beraten Sie sich mit Ihren Ärzten und sprechen Sie mit Ihren Therapeuten, Ernährungsberatern und Sportkursleitern.

Mit Erfahrungsberichten von Magenbypass-Operierten können Sie sich ein umfassendes Bild zum Ablauf der Behandlung machen.

Hier teilen zwei Community-Mitglieder, die die OP schon hinter sich haben, ihre Erfahrungen rund um den Magenbypass.

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Welche Medikamente sind in Deutschland zur Behandlung von Adipositas zur Zeit zugelassen? Die aktuelle Liste für 2021 finden Sie hier.

Befreiung schon am ersten Tag: Es hat sich viel geändert durch die Magenbypass-OP

Bei mir fing es in der Pubertät an: Meine Freundinnen blieben schlank, während ich immer zu viel wog. Beängstigend wurde es dann in meiner ersten Schwangerschaft, in der ich innerhalb von drei Monaten fast 30 Kilo zugenommen habe.

Einen Teil davon habe ich nach der Geburt wieder abgenommen, aber bevor ich mich versah waren die Kilos wieder drauf. 

Über Jahrzehnte habe ich durch wahrscheinlich jede mögliche Diät versucht, abzunehmen. Wenn es gut lief, habe ich es unter 100 Kilo geschafft – bei einer Größe von 1,73 Meter.

Von der Mutter-Kind-Kur bis zur Adipositas-Sprechstunde in einer psychosomatischen Klinik hat keiner meiner Versuche, Gewicht zu verlieren, nachhaltig geklappt. Letztendlich zeigte meine Waage ganze 130 Kilo an. 

Ich konnte gut beobachten, was Essen mir bedeutet hat: Wenn mir langweilig war, wenn ich gestresst war, wenn ich glücklich war, wenn ich traurig war – Essen hat mich in jeder Situation entspannt. Dass es mir danach schlecht ging, habe ich in Kauf genommen.

Natürlich wusste ich, dass ich etwas ändern musste, auch Ärzte haben es mir immer wieder gesagt. Ich habe es trotzdem nicht gemacht, auch weil mich der Alltag mit meinen Kindern auf Trapp gehalten hat. 

Es hat Klick gemacht: Mein Körper hat mir Hilferufe geschickt

Erst vor drei Jahren habe ich mich endlich dazu entscheiden können, wirklich aus vollem Herzen etwas gegen meine Adipositas zu tun. Ich habe es viel zu weit kommen lassen:

Meinem Körper habe ich Arthrose, ein schwaches Herz und eine Lungenembolie angetan, bevor ich meinen Willen zur Gewichtsabnahme gefasst habe. 

Selbst die einfachsten Dinge im Haushalt fielen mir schwer und ich konnte weder meine Fußnägel lackieren noch meine Schuhe binden, ohne in Atemnot zu geraten.

Natürlich wollte ich all das verstecken und habe mich immer mehr zurückgezogen. Dann fingen die depressiven Gedanken an und ich hatte Angst, meine Kinder nicht mehr aufwachsen zu sehen. 

Ich habe keinen anderen Weg gesehen, als mich operieren zu lassen. Nach einer Adipositas-Sprechstunde habe ich einen Antrag auf Kostenübernahme bei meiner Krankenkasse gestellt. Meine BMI lag bei 40 und ich war guter Hoffnung, dass meine Krankenkasse die Kosten übernehmen wird. 

Vorbereitung auf den Magenbypass: Therapien und Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse

Vor der OP musste ich ein halbes Jahr lang an einem Abnehm-Programm teilnehmen, das die Ernährungs- und Lebensumstellung nach der Operation vorbereiten soll. Zum Programm gehörten Therapiesitzungen, Sportkurse, Ernährungsberatung und eine Selbsthilfegruppe. 

Meinen Antrag auf Kostenüberübernahme hat die Krankenkasse trotzdem abgelehnt.

Die Begründung war, dass ich möglicherweise an einer Essstörung erkrankt bin und die Störung erst therapiert werden müsste.

Mehrere Monate lang habe ich mich mit den Sachbearbeitern auseinandergesetzt, bis der Antrag doch genehmigt wurde. 

Adipositas Medikamenten-Liste 2021

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Die Operation: Das Leben kann kommen

Die Magenbypass-Operation vor zwei Jahren verlief für mich unproblematisch. Ich komme schon am gleichen Tag aufstehen und habe mich vor allem gefreut, dass ich kein Hungergefühl mehr hatte. 

Nach der OP muss man sich an viele Regeln in Bezug auf die Ernährung halten. Ich hatte großen Respekt davor und habe die Regeln streng befolgt, insbesondere das langsame Essen.

Manche Sachen vertrage ich heute nicht mehr so gut wie früher, ich habe aber gute Alternativen gefunden.

Seit dem Eingriff habe ich keine Heißhungerattacken mehr und bin nach einem Stück Schokolade zufrieden, von der ich früher die ganze Tafel auf einmal gegessen hätte. 

Heute, zwei Jahre nach dem Eingriff, wiege ich 57 Kilo weniger als kurz vor der OP. Ich kann mit einen Kindern auf dem Spielplatz spielen, lange mit dem Hund spazieren gehen und fühle mich generell viel fitter.

Mit meiner Selbsthilfegruppe habe ich sogar an einem Lauf teilgenommen. Mich hat der Eingriff lebensfroher gemacht, das spüren auch mein Mann und meine Kinder.

Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen

Langsam merke ich, dass mein Magen sich etwas weitet und ich theoretisch mehr essen könnte. Ich muss gut aufpassen, nicht in alte Muster zurückzufallen, und dabei hilft mir vor allem der Austausch mit der Magenbypass-Selbsthilfegruppe.

Auch die Unterstützung meiner Familie ist enorm wichtig, um weiter diszipliniert zu sein.

Zwar kann ich die OP empfehlen, aber ich weiß, dass sie kein Allheilmittel ist. Der Eingriff ist erst der Anfang und jeder Betroffene muss sich danach an strenge Regeln halten. Manche haben auch Angst vor der großen OP, auch das kann ich verstehen. 

Jojo-Effekt über Jahre: Der Magenbypass hat endlich den gewünschten Effekt gebracht

Ich bin schon seit meiner Kindheit dick. Das ist zunächst nicht zu sehr aufgefallen, weil ich immer Fußball gespielt habe und dadurch zwar etwas stämmiger als die anderen Kinder und Jugendlichen, aber trotzdem fit war. 

Als junger Mann bei der Bundeswehr habe ich gemerkt, dass ich darum kämpfen muss, mein Gewicht zu halten. Der viele Sport, den wir machen mussten, hat mir geholfen, trotzdem lag mein Gewicht bei knapp über 100 Kilo.

Als meine zwölf Jahre bei der Bundeswehr vorbei waren und ich in meinem neuen Beruf nur noch im Büro saß, ging der Zeiger auf der Waage schnell auf rund 160 Kilo. 

Mir selbst habe ich lange Zeit etwas vorgemacht. Ich habe mir eingeredet, dass andere viel mehr wiegen als ich und ich deshalb kein Problem habe.

Das war natürlich eine Lüge vor mir selbst und insgeheim wusste ich, dass ich meine Gesundheit aufs Spiel setze.

Meine Knochen und Bänder waren schon überlastet, sodass ich durch die eine oder andere Diät immer wieder abgenommen habe.

Der Jojo-Effekt hat mich dabei aber begleitet: Zwischendurch habe ich sogar 40 Kilo abgenommen, hatte sie aber schnell wieder drauf. Das ging über fast zehn Jahre so. 

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Das Schlüsselerlebnis: Jetzt muss sich etwas ändern

Nachdem ich lange einfach gedankenlos und vor allem ungesund gegessen habe, gab es ein Erlebnis, das mich zum Umdenken gebracht hat. Auf der Arbeit hatte ich einen Kundentermin und musste einen längeren Weg zu Fuß gehen.

Zurück am Auto dachte ich, ich musste den Notarzt rufen, so schlimm war meine Atemnot. Mein Kreislauf ist abgesackt und ich war komplett nassgeschwitzt – kein Vergleich mehr zum fußballspielenden Jugendlichen. 

Direkt am nächsten Tag habe ich mich an einen Ernährungsmediziner gewandt und begonnen, meine Ernährung umzustellen. Eineinhalb Jahre später waren zwar meine Blutwerte viel besser und ich fühlte mich insgesamt fitter, abgenommen habe ich aber kaum. 

Daraufhin habe ich mit einem Chirurgen die Möglichkeit besprochen, einen Magenbypass zu operieren. Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen – nicht zuletzt, weil ich einige Betroffene kenne, die nach der OP mit Komplikationen zu kämpfen hatten.

Herausfordernd war aber auch die Aussicht, dass ich nach dem Eingriff mein gesamtes Leben ändern muss. Ich wusste aber, dass die OP für mich die letzte Option ist, mein Leben wieder genießen zu können. 

Die Operation ist nicht alles

Mein Antrag auf Kostenübernahme wurde schnell genehmigt. Nachdem ich vor der OP ungefähr 160 Kilo wog, ist mein Gewicht innerhalb der ersten Monate stark gefallen.

Nach zwei Monaten waren 25 Kilo runter und innerhalb der erste zwei Jahre habe ich ganze 75 Kilo abgenommen.

Ich habe angefangen, dreimal wöchentlich ins Fitnessstudio zu gehen, damit ich wieder Muskeln aufbaue und meine Haut nicht so sehr hängt. 

Jetzt, mehrere Jahre nach der OP, merke ich, dass der Eingriff selbst nicht alles ist. Ich wiege wieder knapp über 100 Kilo und nehme mir vor, wieder unter 100 zu kommen.

Es ist schwer, die Disziplin dafür aufzubringen, gesund zu essen und Bewegung in den Alltag einzubauen. Schließlich werden nur der Magen und der Darm operiert, der Kopf bleibt aber der gleiche.

Ich bin trotzdem sehr dankbar für die OP, auch, weil ich jetzt ganz anders wirke. An den Blicken anderer Menschen sehe ich, dass sie mich nicht mehr direkt als den Dicken abstempeln.

Mir selbst fällt es aber schwer, mich anders zu sehen: In meinem Kopf bin ich immer noch sehr dick und sorge mich, nicht in Stühle mit Armlehnen zu passen. 

Das Leben muss sich ändern

Alle, die über einen Magenbypass nachdenken, sollten wissen, dass das Leben nach der OP nicht mehr so sein wird wie vorher. Ich musste meine Ernährung komplett umstellen und muss nun Nahrungsergänzungsmittel nehmen, um ausreichend Nährstoffe aufnehmen zu können.

Dabei lasse ich mich von Ärzten betreuen und beraten, um immer optimal versorgt zu sein. 

Für mich hat es sich trotzdem gelohnt: Ich habe keine Rückenschmerzen mehr, kann ohne Schweißausbrücke spazieren gehen und habe Spaß daran, gesund zu kochen. Die Disziplin, dabei zu bleiben, muss aber jeder selbst aufbringen. 

Danke für eure Erfahrungsberichte

Wir möchten den Community-Mitgliedern, die ihre Erfahrungen mit uns teilen, für ihre Offenheit herzlich danken. Die Berichte helfen anderen, einen Einblick in das Leben nach der Magenbypass-OP zu bekommen.

Sie sollten jedoch als persönliche Berichte gelesen werden und sind keine allgemeinen Empfehlungen.

Adipositas Medikamenten-Liste 2021

Welche Medikamente sind in Deutschland zur Behandlung von Adipositas zur Zeit zugelassen? Die aktuelle Liste für 2021 finden Sie hier.

Caro Klein, Adipositas Selbsthilfe

Caro Klein

Gründerin Adipositas Selbsthilfe

Zusammen mit Experten, Ärzten und Ernährungswissenschaftlern betreut Caro den online Auftritt der Adipositas Selbsthilfe. Anfragen: [email protected]

Quellen

  • https://www.gesundheitsinformation.de/adipositas-erfahrungsbericht-sandra.3127.de.html
  • https://www.gesundheitsinformation.de/adipositas-erfahrungsbericht-alexander.3125.de.html

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