Was ist Adipositas per magna?

Als Adipositas permagna wird die schwerste Form der Fettleibigkeit bezeichnet. Sie geht mit starken körperlichen Einschränkungen und einem hohen Risiko für Folgeerkrankungen einher. Adipositas wird in drei Schweregrade eingeteilt.

Haben Sie einen Body-Mass-Index (BMI) von 40 oder mehr, sind Sie von Schweregrad III, auch Adipositas permagna genannt, betroffen.

Für die Berechnung des BMI wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt.

Beispielrechnung BMI: 144 kg / (1,72m x 1,72m) = 49

Adipositas permagna = morbide Adipositas

Adipositas permagna wird auch als morbide Adipositas bezeichnet. Das Wort „morbide“ kommt aus dem lateinischen (morbidus) und bedeutet „krank“.

Hierdurch wird bereits angedeutet, dass der Grad der Fettleibigkeit der Adipositas permagna schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Mitunter verkürzt sich sogar die Lebenserwartung der Betroffenen. 

Diese Folgeerkrankungen sind bei morbider Adipositas oder Adipositas permagna besonders häufig: 

• Bluthochdruck
• Diabetes Typ 2
• Gelenkschmerzen und -verschleiß
• Hormonstörungen
• Psychische Probleme 

Darin liegen die Ursachen der Adipositas permagna

In der Regel liegen die Ursachen für Adipositas permagna in einer Kombination aus einer falschen Ernährung und einem Mangel an Bewegung. Die Ernährung ist häufig besonders fettreich.

Zudem essen viele Betroffene zu viel, unregelmäßig und aus Frust, Stress oder Langeweile. Im Laufe der Zeit entwickelt sich so zunächst Übergewicht, das immer weiter steigt.

Bis es dazu kommt, dass Sie Ihr Gewicht der Adipositas permagna zuordnen können, vergehen meist viele Jahre. 

Forscher gehen heute davon aus, dass auch die Gene eine Rolle spielen und die Entwicklung des Übergewichts beeinflussen. Zusätzlich spielen diese Faktoren eine Rolle:

• Depressive Erkrankungen
• Hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion
• Stoffwechselprobleme
• Schlafmangel
• Stress
• Medikamente
• Nikotinverzicht

Behandlungsmöglichkeiten der Adipositas permagna

Adipositas permagna behandeln Sie im Rahmen einer Kombination aus Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie.

Eine reine Diät verspricht bei einem derart starken Übergewicht kaum Behandlungserfolg.

Da die Behandlung ein hohes Maß an Eigenmotivation verlangt und mit weitreichenden Einschränkungen einhergeht, ist eine intensive Betreuung im Rahmen einer Kur empfehlenswert.

Eine Alternative zur konservativen Therapie bei Adipositas permagna bilden operative Eingriffe, die schnell eine hohe und langfristige Gewichtsabnahme versprechen.

In allen Fällen wird der Magen chirurgisch so verändert, dass Sie nur noch kleine Nahrungsmengen aufnehmen können. Zusätzlich zum chirurgischen Eingriff müssen Sie dennoch Iihre Lebensweise und Iihre Ernährung umstellen.

Magenband

Das Magenband wird wie ein Gürtel um den Magen gelegt, sodass ein „Vormagen“ entsteht. In den kleinen Vormagen kann nur wenig Nahrung aufgenommen werden bis ein Sättigungsgefühl entsteht.

Der Eingriff ist mit verhältnismäßig wenigen Komplikationen verbunden und erfolgt minimalinvasiv. Manchmal wird ein sogenannter Port, der mit dem Magenband verbunden ist, unter der Haut platziert.

Über den Port kann der Patient die Weite des Magenbandes verstellen.

Mögliche Komplikationen beim Magenband-Eingriff: 

• Magenwand wird durch den Druck oder durch ein Einwachsen des Magenbandes verletzt
• Aufdehnung der unteren Speiseröhre bei zu viel Nahrungsaufnahme mit Schleimhautentzündungen und Sodbrennen als Folge

Schlauchmagen

Bei der Schlauchmagen-OP wird das Volumen des Magens insgesamt verkleinert. Ein Großteil des Magens wird entfernt und der verbleibende Rest zu einem Schlauch geformt.

Nach dem Eingriff können Patienten nur noch wenige Mengen Nahrungen aufnehmen. 

Mögliche Komplikationen bei der Schlauchmagen-Operation:

• Ausdehnung des Magens nach einiger Zeit
• Undichtigkeiten der Naht an der Magenwand
• Verstärktes Sodbrennen

Magenbypass

Durch einen Magenbypass wird dafür gesorgt, dass ein Großteil des Magens und des Dünndarms im Verdauungsprozess umgangen werden.

Die Nahrungsaufspaltung wird dadurch verlagert und es können deutlich weniger Kalorien – aber auch weniger Nährstoffe – aufgenommen werden.

Nach der Operation ist Alkohol strengstens zu vermeiden, da der Körper ihn zu schnell aufnimmt und dadurch Leberschädigungen möglich sind. Für die Magenbypass-Operation gibt es unterschiedliche Methoden. 

MöglicheKomplikationen, bei der Magenbypass-Operation: 

• Reißen der Nähte im Magen-Darm-Trakt
• Verwachsungen am Darm
• Nährstoffmangel

Unterschiedliche Operationsmethoden beim Magenbypass

Entscheidet Sie sich als Betroffener für eine Magenbypass-OP, kommen unterschiedliche Operationsmethoden in Frage. 

Omega Loop

Der Omega Loop-Magenbypass wird auch als „Mini-Bypass“ bezeichnet. Hierbei wird lediglich eine neue Verbindung zwischen einem Magenpouch, einer kleinen „Magentasche“ am Mageneingang, und dem Dünndarm geschaffen.

Der Dünndarm muss beim Omega Loop-Magenbypass nicht durchtrennt werden. Diese Operationsmethode wird insbesondere dann angewandt, wenn eine vergrößerte Leber oder sehr enge Verhältnisse im Bauchraum gegen den Aufbau einer zweiten Magenverbindung sprechen. 

Roux-en-Y-Magenbypass

Die Standard-Operationsmethode unter den Magenbypässen ist der Roux-en-Y-Magenbypass.

Hierbei wird der Magenpouch, die kleine „Magentasche“ am Mageneingang, mit dem Dünndarm verbunden.

Zusätzlich wird der andere Teil des durchtrennten Dünndarms an einer weiter entfernten Stelle wieder an den Dünndarm angeschlossen.

Es wird somit ein großer Teil des Dünndarms im Verdauungsprozess umgangen. 

Doudenal Switch (“Dünndarm-Umstellung”)

Als Doudenal Switch wird eine Operationsmethode bezeichnet, die dem Roux-en-Y-Magenbypass ähnelt.

Beim Doudenal Switch wird jedoch ein noch größerer Teil des Dünndarms im Verdauungsprozess umgangen und der abgetrennte Dünndarmteil erst kurz vor dem Dickdarm wieder angeschlossen.

Dieses Verfahren stellt den umfangreichsten operativen Eingriff dar. 

Magenballon

Ein Magenballon wird in den Magen eingeführt, wozu es keiner Operation bedarf. Der aus Kunststoff oder Silikon bestehende Ballon soll durch sein Volumen ein frühes Sättigungsgefühl erzeugen.

Der Ballon bleibt für drei bis sechs Monate im Körper und wird dann zum Schutz der Magenschleimhaut entfernt.  

Folgen der Adipositas permagna

Die Folgeerkrankungen, die bei Adipositas permagna auftreten, können vielfältig sein. Generell gilt die Wahrscheinlichkeit, mit Adipositas permagna von Folgeerkrankungen betroffen zu sein, als sehr hoch. Diese Erkrankungen entstehen besonders häufig:

• Diabetes Typ 2
• Bluthochdruck
• Herz-Kreislauf-Beschwerden
• Herzinfarkt und Schlaganfall
• Hohe Cholesterinwerte
• Hormonstörungen
• Arthrose
• Atherosklerose
• Gelenkschmerzen
• Leber-, Nieren- und Gallenerkrankungen
• Schlafapnoe
• Psychische Störungen wie depressive Erkrankungen

Gut zu wissen: Das Risiko von Folgeerkrankungen wird deutlich verstärkt, wenn Betroffene mit Adipositas permagna rauchen.

Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Ob die Krankenkasse die Kosten für eine Operation bei Adipositas übernimmt, wird im Einzelfall entschieden.

Haben Sie einen BMI von 40 oder mehr, erfüllen Sie die Voraussetzungen in der Regel, da Ihre Gesundheitsrisiken stark erhöht sind. Als Voraussetzungen gelten:

• BMI von 40 oder mehr
• BMI von 35 oder mehr mit Begleiterkrankungen und Übergewicht seit mindestens drei Jahren
• Alter des Patienten zwischen 18 und 65 Jahren
• Mindestens zwei Diätversuche, Kuren oder Rehabilitationen unter ärztlicher Aufsicht, die erfolglos geblieben sind
• Keine schweren Suchterkrankungen oder psychiatrischen Erkrankungen
• Keine bestehende Schwangerschaft
• Keine schweren Stoffwechselerkrankungen

Was muss der Antrag noch beinhalten?

Neben den oben genannten Voraussetzungen müssen Sie der Krankenkasse die Bereitschaft zeigen, sich nach dem operativen Eingriff ausreichend zu bewegen und sich auf eine gesunde Ernährung einzustellen.

Fügen Sie hierfür beispielsweise ein Motivationsschreiben bei.

Hilfreich ist es auch, Bescheinigungen über die Teilnahme an Ernährungsberatungen, Abnehmprogrammen oder Sportkursen beizufügen. Auch ein Ernährungstagebuch kann angefügt werden.

Sämtliche Bescheinigungen von Ärzten, die die Begleiterkrankungen der Adipositas permagna behandeln, gehören ebenso in den Antrag auf eine Operation. 

Ist die Adipositas permagna eine Behinderung?

Adipositas permagna kann, bei deutlichen Einschränkungen im Berufsleben, als Behinderung eingeordnet werden. Grundlage dafür ist die EU-Richtlinie über die Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz schützt stark Übergewichtige dann, wenn sie langfristig körperlich, geistig oder psychisch so stark eingeschränkt sind, dass sie ihren Beruf nicht wie andere Arbeitnehmer ausüben können.

Dennoch gibt es keinen generellen Kündigungsschutz für stark Übergewichtige. 

Lebenserwartung bei Adipositas permagna

Die Lebenserwartung von Personen mit Adipositas permagna ist mitunter geringer als die von normalgewichtigen Personen.

Eine Studie zur Mortalität bei Übergewicht und Adipositas [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19890430] zeigt eine erhöhte Mortalität bei Personen mit einem BMI von über 36.

Bei hochgradiger Adipositas, unter die auch Adipositas permagna fällt, liegt ein 1,3- bis 3-fach erhöhten Mortalitätsrisiko vor.

Diese deutliche Reduzierung der Lebenserwartung steht in Zusammenhang mit dem erhöhten Risiko für Folge- und Begleiterkrankungen der Adipositas permagna.

Quellen

• https://www.adipositas-zentrum-muenchen.eu/allgemeines/kostenuebernahme.html
• https://www.adipositas24.de/community/index.php?thread/49548-bespiel-antrag-auf-kostenübernahme-magenband/&s=74fed2fdb21f3398b4db3efd55483f4e11ef751f
• https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/97595/So-viele-gesunde-Lebensjahre-gehen-durch-Uebergewicht-und-Fettleibigkeit-verloren
• https://www.fitundleicht.de/uebergewicht/adipositas/grad-3/