Adipositas bezeichnet ein starkes Übergewicht, dass das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht.
Der Body-Mass-Index, kurz BMI, liegt bei adipösen Menschen bei über 30.
Neben den gesundheitlichen Folgen leiden Betroffene auch unter Stigmatisierungen sowie einer eingeschränkten Lebensqualität. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr zu Ursachen und Folgen von Adipositas sowie möglichen Behandlungsmethoden.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
Welche Medikamente sind in Deutschland zur Behandlung von Adipositas zur Zeit zugelassen? Die aktuelle Liste für 2021 finden Sie hier.
Grade der Adipositas
Als betroffene Person können Sie den Grad Ihres Übergewichts in einen der Adipositas-Grade einordnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt Adipositas in eine Vorstufe und drei Schweregrade ein.
Die Einteilung erfolgt nach dem Body-Mass-Index (BMI), sodass es für Sie einfach ist, Ihren persönlichen Adipositas-Grad zu bestimmen.
Insbesondere zur Risikoeinschätzung für Folgeerkrankungen ist die Einstufung von Adipositas in unterschiedliche Grade hilfreich.
Präadipositas
Mit Präadipositas ist eine Vorstufe zur Adipositas gemeint. Der BMI präadipöser Menschen liegt zwischen 25 und 29,9 kg/m2. Von der Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ der DAG e.V. (Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V.) [https://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/050-001l_S3_Adipositas_Praevention_Therapie_2014-11.pdf] wird diese Stufe als „Übergewicht“ bezeichnet.
Das Risiko für Folgeerkrankungen bei Präadipositas wird von der DAG als „gering erhöht“ eingestuft.
Neben dem Körpergewicht wird jedoch auch der Taillenumfang als Indikator für Gesundheitsrisiken anerkannt.
Abgesehen vom BMI wird daher ein Taillenumfang von mehr als 88 Zentimeter (Frauen) und 102 Zentimeter (Männer) als Anzeichen für eine abdominale Adipositas gesehen.
Sind Sie von abdominaler Adipositas betroffen, haben Sie ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.
Adipositas Grad I und Grad II
Bei einem BMI zwischen 30 und 34,9 spricht die Deutsche Adipositas-Gesellschaft von Adipositas Grad I. Das Risiko für Folgeerkrankungen gilt in dieser Stufe als „erhöht“.
Mit einem BMI von 35 bis 39,9 wird das Übergewicht als Adipositas Grad II mit einem „hohen“ Risiko für Folgeerkrankungen eingestuft.
Generell steigt das Risiko für Folgeerkrankungen mit zunehmendem BMI.
- Adipositas Grad I: BMI zwischen 30 und 34,9, erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen
- Adipositas Grad II: BMI zwischen 35 und 39,9, hohes Risiko für Folgeerkrankungen
Adipositas Grad III oder Adipositas permagna
Ab einem BMI von 40 sprechen Mediziner von Adipositas Grad III, auch Adipositas permagna genannt. Die schwerste Form von Adipositas geht für Betroffene mit einem sehr hohen Risiko für Folgeerkrankungen einher.
Viele leiden im Alltag meist unter Kurzatmigkeit, starkem Schwitzen und Gelenkschmerzen. Eine Ernährungsumstellung ist häufig nicht ausreichend, um Adipositas Grad III zu behandeln.
In der Regel sind zusätzlich eine Verhaltenstherapie und teilweise auch chirurgische Eingriffe nötig, um ein reduziertes Gewicht langfristig zu stabilisieren.
- Adipositas Grad III/Adipositas permagna: BMI ab 40, sehr hohes Risiko für Folgeerkrankungen
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
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Symptome bei Adipositas
Die körperlichen Beschwerden, die sich durch das Übergewicht ergeben, werden mit dem Grad der Adipositas in der Regel immer größer.
Adipositas lässt sich hauptsächlich an übermäßigen Fettansammlungen erkennen. Je nach Körpertyp sammelt sich das Fett an unterschiedlichen Stellen an.
- Apfeltyp: Besonders ungesund sind Fettansammlungen in der Bauchregion. Dort verteilt sich das viszerale Fett auch rund um die Organe. Aufgrund der Silhouette, die sich aus der Fettverteilung ergibt, wird diese Verteilung auch als „Apfeltyp“ bezeichnet. Unter Männern ist dieser Körpertyp besonders verbreitet.
- Birnentyp: Wenn sich das Fett vor allem an den Hüften und an den Oberschenkeln ansammeln, sind die Ansammlungen weniger gesundheitsschädlich als in der Bauchregion. Die sich ergebende Silhouette wird „Birnentyp“ genannt und ist unter Frauen weiterverbreitet als unter Männern.
Aufgrund der erhöhten Gesundheitsrisiken, die mit viszeralem Fett einhergehen, sollten übergewichtige Personen stets ihren Taillenumfang kontrollieren.
Bei Frauen gilt ein Taillenumfang von mehr als 80 Zentimetern, bei Männern ein Taillenumfang von mehr als 94 Zentimetern als riskant, da somit die Risiken für Schlaganfälle und Typ 2 Diabetes steigen.
Gut zu wissen: Beträgt der Bauchumfang bei Frauen mehr als 88 Zentimeter und bei Männern mehr als 102 Zentimeter, gilt das Risiko für Folgeerkrankungen als deutlich erhöht.
Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
Das übermäßige Fettgewebe bereitet adipösen Personen im Alltag häufig Probleme. Dadurch, dass durch die Fettansammlungen mehr Gewebe durchblutet werden muss, werden körperliche Aktivitäten besonders anstrengend.
Auch die Last durch das zusätzliche Gewicht macht Bewegung zur Belastung. Es entsteht ein Sauerstoffmangel im Blut, der sich durch Kurzatmigkeit und Atemnot bemerkbar macht. Häufig werden somit selbst alltägliche Unternehmungen zur Last.
Gelenkbeschwerden
Dauerhaft führt die hohe Belastung des Körpers durch das Gewicht zu Gelenkverschleiß. Arthrosen in Knie, Hüftgelenk und Sprunggelenk sowie Bandscheibenvorfälle sind die Folge.
Übermäßiges Schwitzen
Die hohe körperliche Belastung durch die Adipositas sowie die schlechte Wärmeableitung durch das Fettgewebe führen zu verstärktem Schwitzen bei betroffenen Personen.
Sodbrennen
Gerade wenn der Anteil an viszeralem Fett sehr hoch ist, drücken die Fettansammlungen auf die Verdauungsorgane. Der Magensaft, der in die Speiseröhre gepresst wird, verursacht dort das unangenehme Sodbrennen.
Bestehen die Beschwerden über lange Zeit, erhöht sich die Gefahr, dass sich die Zellen der Speiseröhre verändern und dadurch ein Krebs entsteht.
Atemaussetzer im Schlaf
Starkes Übergewicht begünstigt das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom, das sich durch Atemaussetzer während des Schlafs zeigt. Die Atmung wird dadurch behindert, dass die Muskulatur der oberen Atemwege im Schlaf erschlafft.
Sind Sie von Schlafapnoe betroffen, sind die Folgen ständige Müdigkeit, Unkonzentriertheit und Gereiztheit.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
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Weitere Symptome bei Adipositas
Neben den genannten Symptomen treten noch viele weitere auf, die das Leben von Personen mit Adipositas beeinflussen. Dazu gehören:
- Gallensteine
- Gicht
- Unfruchtbarkeit
- Zyklusstörungen
Verlauf von Adipositas
Adipositas entwickelt sich über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg. Häufig entwickelt sich das krankhafte Übergewicht im Erwachsenenalter zwischen dem 30. und dem 60. Geburtstag.
Mit dem Berufseinstieg oder der Familiengründung bleibt weniger Zeit für Bewegung. Zusätzlich entsteht Stress, der zu Fehlernährung führen kann.
Über den Verlauf der Zeit sammeln sich durch Bewegungsmangel und falsche Ernährung immer mehr Fettreserven an.
Bei Frauen können auch eine Schwangerschaft oder der Eintritt in die Wechseljahre Auslöser für Adipositas sein. Als Gründe sehen Mediziner hormonelle und Stoffwechselveränderungen.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
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Ursachen für Adipositas
Als ursächlich für Adipositas gelten neben zu wenig Bewegung und Fehlernährung weitere Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken.
- Genetische Disposition
- Stress
- Depressive Erkrankungen
- Schlafmangel
- Hormonelle Störungen wie Schilddrüsenunterfunktion
- Stoffwechselprobleme
- Medikamente wie Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika, Antidiabetika oder Betablocker
- Nikotinverzicht
Diagnose von Adipositas
Adipositas wird häufig vom Hausarzt diagnostiziert. Neben der Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) und der Messung des Taillenumfangs geht der Arzt auf weitere Faktoren zur Diagnose von Adipositas ein. Liegt Ihr BMI über 30, sollten Sie die Adipositas behandeln lassen.
Patienten mit Übergewicht bei einem BMI zwischen 25 und 30 sollten behandelt werden, wenn gleichzeitig übergewichtsbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes auftreten. Auch ein hoher psychischer Leidensdruck aufgrund des Übergewichts rechtfertigt eine Behandlung.
Anamnese
Im Rahmen eines Anamnesegesprächs möchte der Mediziner weitere Details zum Beschwerdebild aufdecken:
- Zeitrahmen, seit dem das Übergewicht besteht
- Aktuelle Gewichtsveränderungen
- Körperliche Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Gelenkschmerzen
- Tägliche Ernährung
- Körperliche Bewegung und Sport
- Fälle von Übergewicht in der Familie
- Einnahme von Medikamenten
- Psychische Auswirkungen des Übergewichts
Blutuntersuchungen
Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung Aufschluss über erhöhte Blutfettwerte, Lebererkrankungen und Schilddrüsenerkrankungen bieten, die für ein krankhaften Übergewicht sprechen.
Ein Glukosetoleranztest klärt über eine mögliche Störung des Zuckerstoffwechsels auf.
Kardiologische Untersuchungen
Bei Kurzatmigkeit und Luftnot muss abgeklärt werden, ob neben dem starken Übergewicht eine Herzerkrankung vorliegt. Zur Untersuchung des Herzens dienen ein Ultraschall sowie ein Ruhe- und ein Belastungs-EKG.
Eine Herzkatheter-Untersuchung gibt Aufschluss bei Verdacht auf eine Herzschwäche, einen Herzklappendefekt oder eine koronare Herzerkrankung.
Folgen von Adipositas
Die Folgen von Adipositas sind vielfältig. Zu den Erkrankungen, die häufig in Folge von krankhaftem Übergewicht entstehen, gehören diese:
- Typ 2 Diabetes
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Arteriosklerose
- Hohe Cholesterinwerte
- Arthrose
- Fettleber
- Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe)
- Bestimmte Arten von Krebs
Selbstverständlich gibt es auch adipöse Personen, die gesund sind und sich fit fühlen. Insbesondere bei Adipositas Grad I sind die Beschwerden häufig nicht schwerwiegend.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
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Behandlung von Adipositas
Die Behandlung von Adipositas ist meist langwierig. Eine kurzfristige Reduktion des Gewichts ist in der Regel nicht ausreichend.
Eine große Herausforderung besteht für Betroffene darin, das reduzierte Gewicht zu halten und den Stoffwechsel zu normalisieren.
Für eine erfolgreiche Behandlung müssen Sie sich auf eine umfangreiche Umstellung des Lebensstils einlassen, für den Sie eine hohe Eigenmotivation erforderlich ist.
Meist wird eine Kombination aus Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie zur Behandlung von Adipositas gewählt.
Führt die Kombination aus Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie nicht zum Erfolg, können auch eine medikamentöse Behandlung oder eine chirurgische Magenverkleinerung zur Behandlung von Adipositas in Frage kommen.
Bewegungstherapie
Den meisten adipösen Personen fehlt eine regelmäßige körperliche Bewegung. In der Bewegungstherapie geht es darum, moderate Bewegungseinheiten im Rahmen der körperlichen Möglichkeiten des Patienten einzubauen.
Das Herz-Kreislauf-System sowie die Gelenke dürfen dabei nicht überlastet werden.
Pro Woche gelten 150 Minuten Bewegung bei einem Verbrauch von 1.200 bis 1.800 Kilokalorien als erstrebenswert.
Ausdauertraining ist dabei effektiver als reines Krafttraining.
Ernährungstherapie
In einer Ernährungsberatung erhalten Sie einen Plan zur Ernährungsumstellung, der auf Ihre individuellen Bedürfnisse eingeht. Hierbei spielen auf persönliche und berufliche Umstände eine Rolle.
Die Formulierung von konkreten und erreichbaren Zielen ist besonders wichtig. So wird beispielsweise festgelegt, dass jeden Tag 500 Kilokalorien gespart werden sollen.
Zur Ernährungstherapie gehört auch, dass Sie lernen, gesundheitsbewusst und abwechslungsreich einzukaufen und zu kochen.
Verhaltenstherapie
Die Umstellungen bei der Behandlung von Adipositas sind so umfangreich und herausfordernd, dass eine Verhaltenstherapie mit psychotherapeutischen Elementen empfehlenswert ist.
So wird ein Problembewusstsein geschaffen und Verhaltensmuster, die die Adipositas fördern, werden aufgedeckt. Gesundheitsschädliches Verhalten kann mit Hilfe der Verhaltenstherapie durch gesundes Verhalten ersetzt werden.
Zusätzlich dient die Verhaltenstherapie der Rückfallprävention.
Medikamentöse Behandlung
Medikamente zur Behandlung von Adipositas werden erst eingesetzt, wenn durch andere Therapieformen keine Gewichtsreduktion erzielt werden konnte.
Bestimmte Medikamente wie Orlistat schleusen Fette unverdaut durch den Darm, sodass sie vom Körper nicht aufgenommen werden. Trotz medikamentöser Therapie sollten Patienten die Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie fortsetzen.
Magenverkleinerung
Eine chirurgische Magenverkleinerung dient der Behandlung von Adipositas, wenn alle anderen Therapien nicht erfolgreich waren.
Die Magenverkleinerung soll eine schnelle Gewichtsreduktion hervorrufen, sodass Folgeerkrankungen verhindert und bestehende Erkrankungen gemindert werden.
Unterschiedliche Methoden sorgen dafür, dass Patienten weniger Nahrung aufnehmen können:
- Ein Magenband ist ein Silikonband, das um den Magen gelegt wird und dadurch einen kleinen „Vormagen“ entstehen lässt, in den nur wenig Nahrung aufgenommen werden kann. Das Magenband kann angepasst und entfernt werden.
- Beim Schlauchmagen wird ein Teil des Magens entfernt, sodass nur noch ein kleiner Teil des ursprünglichen Magens bleibt. Es kann wesentlich weniger Nahrung aufgenommen werden als zuvor. Die Operation ist irreversibel.
- Ein Magenbypass sorgt dafür, dass ein Großteil des Magens und des Dünndarms in der Verdauung umgangen werden. Das Ergebnis ist eine Magenverkleinerung sowie eine Verlagerung der Nahrungsaufspaltung, wodurch weniger Kalorien aufgenommen werden. Die Operation ist irreversibel.
Magenverkleinerungen kommen in der Regel nur bei Adipositas Grad III oder Adipositas Grad II mit erheblichen Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 in Frage.
Fazit: Das sollten Sie zu Adipositas wissen
Von Adipositas sind Sie betroffen, wenn Ihr BMI über 30 liegt. Eine Behandlung ist ab diesem hohen Übergewicht erforderlich – insbesondere, weil das Risiko für Folgeerkrankungen mit jedem Kilo steigt.
Zu den klassischen Begleitkrankheiten gehören Diabetes Typ 2, Bluthochdruck und Atherosklerose.
Die Adipositas-Behandlung ist eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Nur in Einzelfällen werden chirurgische Eingriffe vorgenommen.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
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