Sowohl der Magenbypass als auch der Schlauchmagen sind Operationsmethoden, die zur Gewichtsabnahme bei Adipositas eingesetzt werden. Beide Verfahren gelten als effektiv, aber Sie unterscheiden sich deutlich in den Resultaten und den jeweiligen möglichen Komplikationen.
In diesem Artikel erfahren Sie, was genau die Unterschiede zwischen einem Magenbypass und einem Schlauchmagen sind.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
Welche Medikamente sind in Deutschland zur Behandlung von Adipositas zur Zeit zugelassen? Die aktuelle Liste für 2021 finden Sie hier.
Der Operationsverlauf im Vergleich
Beide Operationen werden unter Vollnarkose mit der Schlüssellochtechnik durchgeführt, was bedeutet, dass nur wenige kleine Einschnitte notwendig sind, um den Eingriff durchzuführen.
Durch die kleinen Einschnitte werden die OP-Instrumente und eine Kamera mit Licht eingeführt, die dem Chirurgen ermöglicht, den Bauchraum am Bildschirm zu beobachten und zu operieren.
Magenbypass | Schlauchmagen |
Der Magen wird in zwei Teile geteilt, sodass am Mageneingang eine kleine „Magentasche“ entsteht. Der Dünndarm wird durchtrennt und mit der kleinen Magentasche verbunden. Der abgetrennte Dünndarmteil wird weiter unten wieder angeschlossen. Die OP dauert etwa 1,5 Stunden.Nach etwa zwei bis drei Monaten sind Sie vollständig genesen. | Etwa drei Viertel des Magens werden entfernt, sodass ein schlauchartiges Organ zurückbleibt. Der restliche Verdauungstrakt bleibt unberührt. Die OP dauert bis zu zwei Stunden. Nach etwa zwei Monaten sind Sie vollständig genesen. |
Vergleich der Vorteile von Magenbypass und Schlauchmagen
Der größte Vorteil der Magenbypass-OP liegt in ihrer Effizienz: Die Patienten nehmen sehr schnell bis zu 80 Prozent ihres Übergewichts ab, sodass die Resultate also schnell sichtbar sind.
Der schnelle Gewichtsverlust liegt zum einen an der verkleinerten Magentasche, die nur noch sehr wenig Nahrung aufnehmen kann, zum anderen aber auch an der Umgehung des Verdauungsprozesses. Der Körper nimmt dadurch viel weniger Kalorien aus der Nahrung auf und der Darm wird häufiger entleert.
Übrigens: Bei Patienten mit Diabetes Typ 2 können die Blutzuckerwerte nach einer Magenbypass-OP nachhaltig gesenkt werden, wodurch viele sogar auf antidiabetische Medikamente verzichten können.
Auch beim Schlauchmagen wird die Aufnahmekapazität des Magens deutlich verringert, was zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und dadurch zur Gewichtsreduktion führt.
Im Durchschnitt verlieren Patienten mit einem Schlauchmagen bis zu 60 Prozent ihres Übergewichts, was deutlich weniger ist als beim Magenbypass.
Vorteilhaft am Schlauchmagen ist, dass der Verdauungstrakt an sich nicht umgebaut wird und der Körper somit weiterhin Nährstoffe aufnehmen kann.
Die Ernährung mit einem Schlauchmagen ist also an weniger strenge Regeln als beim Magenbypass gebunden.
Vergleich der Nachteile von Magenbypass und Schlauchmagen
Nach einer Magenbypass-OP müssen Sie Ihre Ernährung stark an die neuen Gegebenheiten im Verdauungstrakt anpassen. Ihr Körper kann weniger Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen, die Sie durch Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform oder als Injektionen ausgleichen. Sie sollten Ihr Blut regelmäßig überprüfen lassen, um Mangelerscheinungen schnell zu erkennen.
Einige Patienten leiden mit dem Magenbypass unter dem Dumping-Syndrom, was nach Mahlzeiten starke Bauchbeschwerden, Durchfall und Erbrechen verursacht und dazu führt, dass Betroffene insbesondere in der Öffentlichkeit Angst vor dem Essen haben.
Der Schlauchmagen ist eine neuere OP-Methode und daher weniger erforscht als der Magenbypass. Ein Nachteil ist, dass er weniger effektiv ist als der Magenbypass und daher in einigen Fällen nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Viele Patienten leiden außerdem dauerhaft unter Sodbrennen, Übelkeit und Bauchschmerzen.
Wenn Sie nach der Schlauchmagen-OP zu viel Nahrung zu sich nehmen, kann es passieren, dass sich der Magen auf Dauer wieder ausdehnt und Sie somit wieder Gewicht zulegen.
Gut zu wissen: Auch wenn bariatrische Eingriffe wie der Magenbypass oder der Schlauchmagen von Chirurgen häufig durchgeführt werden, sollten Sie wissen, dass jede Operation Risiken für Komplikationen wie Infektionen, Blutungen oder Thrombosen mit sich bringt.
Die Kosten für Magenbypass und Schlauchmagen im Vergleich
Beide Operationsmethoden zählen zu den aufwendigen und daher auch teuren Eingriffen bei Adipositas. Der endgültige Preis hängt von der Klinik, der Dauer des Krankenhausaufenthaltes, möglichen Komplikationen und benötigten Untersuchungen ab.
In den von uns genannten Preisen sind der Krankenhausaufenthalt sowie die gängigen Nachsorgeuntersuchungen enthalten.
- Der Schlauchmagen kostet in etwa 10.000 Euro.
- Der Magenbypass kostet, je nach Art des Bypasses, 10.000 bis 15.000 Euro.
Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die OPs?
Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Magenbypass oder den Schlauchmagen nur im Ausnahmefall.
Die Kostenübernahme muss jeweils individuell beantragt werden und ist an mehrere Voraussetzungen geknüpft, die Sie für eine mögliche Übernahme erfüllen müssen:
- Sie sind 18 bis 65 Jahre alt.
- Sie haben einen BMI von mindestens 40 oder seit drei Jahren einen BMI von mindestens 35 mit gleichzeitigen Folgeerkrankungen.
- Bei schweren Begleiterkrankungen kann auch bei einem BMI von unter 35 eine Kostenübernahme bewilligt werden.
- Sie müssen nachweisen können, dass Sie schon durch mehrere Diäten, Kuren oder Rehas erfolglos versucht haben, Gewicht zu verlieren.
- Sie haben keine schweren Suchterkrankungen, psychiatrische Erkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen.
- Es besteht keine Schwangerschaft.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
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Was muss der Antrag noch beinhalten?
Dem eigentlichen Antrag auf Kostenübernahme legen Sie mehrere Dokumente bei, die belegen, dass eine OP für Sie alternativlos ist. Dazu gehören zum Beispiel:
- Arztberichte, die mit Ihrer Adipositas zusammenhängen (Hausarzt, Kardiologe, Chirurg, etc.)
- Motivationsschreiben, in dem Sie Ihren Wunsch nach einem Eingriff begründen
- Teilnahmebescheinigungen von Ernährungsberatungen, Sportkursen, Selbsthilfegruppen, etc.
- Bericht über Psychotherapie
- Ernährungstagebuch
Tipp: Für die Krankenkasse ist wichtig, dass Sie nach der OP die Disziplin aufbringen, sich an Ernährungsregeln zu halten und motiviert sind, sich mehr zu bewegen.
Das Leben nach einer Magenoperation
Sie müssen sich darauf einstellen, Ihre Ernährung nach einer Magen-OP an Ihre neue Verdauung anzupassen und sich an die Regeln Ihrer Ärzte zu halten.
Das bedeutet, dass Sie fett- und zuckerhaltige Lebensmittel vermeiden müssen und auch bei Produkten wie Nüssen oder Getreide darauf achten müssen, wie Ihr Körper sie verträgt.
Eine Umstellung ist auch, das Essen gut zu kauen und die Aufnahme dadurch deutlich zu verlangsamen.
Generell gilt, dass Sie nach einem Magenbypass oder Schlauchmagen nur noch wesentlich weniger Nahrung zu sich nehmen können als zuvor, um einen langfristigen Erfolg beim Abnehmen zu erreichen.
Speziell nach dem Magenbypass müssen Sie eine Vielzahl an Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nehmen, um Ihren Nährstoffhaushalt auszugleichen.
Hierzu berät Sie Ihr Arzt und Sie lassen regelmäßig Blutuntersuchungen machen, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen.
Fazit
Im Vergleich zwischen Magenbypass und Schlauchmagen ist der Magenbypass die effektivere Operationsmethode, die aber auch mit stärkeren Einschränkungen in Bezug auf die Ernährung nach der OP einhergeht.
Adipositas Medikamenten-Liste 2021
Welche Medikamente sind in Deutschland zur Behandlung von Adipositas zur Zeit zugelassen? Die aktuelle Liste für 2021 finden Sie hier.
Quellen
- https://www.nordbariatric.com/de/artikel/magenbypass-im-vergleich-zum-schlauchmagen/
- https://www.viszera.de/adipositas/kosten/
- https://www.adipositas-zentrum-muenchen.eu/allgemeines/kostenuebernahme.html
- https://www.adipositas24.de/community/index.php?thread/49548-bespiel-antrag-auf-kostenübernahme-magenband/&s=caf615c53a2a636783a95c0009252ceded42457e